Ein Licht - Ein Schatten
Nachdem wir von draußen wissen, dass es auch dort nur eine Lichtquelle gibt und die in der Regel über uns leuchtet, versuchen wir das ganze mal in klein in unserem Studio. Dazu reicht uns erst mal, solang unser Küken noch so klein ist, eine ganz normale Schreibtischlampe. Ihr Vorteil, sie lässt sich ohne Galgenkonstruktion einfach über unserem Objekt positionieren und so einrichten, dass sie ein bisschen von vorn leuchtet. Wichtig dabei, dass der Lampenabstand etwa das dreifache der Objektgröße beträgt, da ansonsten der Lichtabfall zwischen Kopf und Fond zu groß wäre.
Noch kurz zu den technischen Daten der Aufnahmeserie, die sich aber bei jedem etwas anders ergeben werden:
Meine Lampe hat einen 35W Halogenbrenner. Daraus ergibt sich bei Blende 11 eine Belichtungszeit von 1 sek. bei 100 ASA. Als Brennweite habe ich ein 140mm Makro genommen. Lange Brennweite wäre schon gut, Makro muss bei den Abbildungsmaßstab sicher noch nicht sein.
Das Ergebnis kann sich im Vergleich zu unserer ersten Blitzaufnahme schon durchaus sehen lassen. Es fällt aber auf, das unser Entchen in der knalligen Sonne sitzt. Dadurch hat es natürlich einen mächtigen Schnabelschatten und unten an Rumpf wird auch ein bisschen finster. Außerdem wirft es mit seiner Wampe einen heftigen Schatten auf den Fond.
War das also doch keine so gute Idee mit der Sonne im Studio und unserer Schreibtischlampe?
Heiter bis wolkig
Tatsächlich tut den meisten Objekten ein zu hartes Licht nicht gut. Kleine Fehler am Objekt werden betont, Schatten werden zu tief. Da wäre ein etwas weicheres Licht schmeichelhafter. Ein paar Wolken täten da sicher gut. Was draußen nur schwer möglich ist, ist im Studio kein Problem. Ein Stück Transparentpapier, Diffusionsfolie oder eine opake Plexischeibe vor die Lampe gesetzt und schon haben wir weicheres Licht. Wie das da zu befestigen ist, muss jeder selbst entscheiden. Studioarbeit besteht auch beim Profi zu einem großen Teil aus Improvisation. Aber bitte immer daran denken. Die Lampe wird heiß!
Hat uns das jetzt wirklich einen entscheidenden Schritte weitergebracht? Wenn wir uns das Ergebnis anschauen, fällt zunächst auf, dass der Liegeschatten sowie der Kopf- und Schnabelschatten deutlich weicher geworden sind. Es fällt aber auch auf, dass der untere Teil der Ente immer noch sehr dunkel und schwer wirkt. Sozusagen eine bleierne Ente.
Warum funktioniert aber unser „Wolkenhimmel“ nicht so wie der draußen?
Nun, dazu ist er vergleichsweise einfach zu klein. Draußen würde unser Entchen von einer riesigen Wolkendecke zu allen Seiten umspannt. Das diffuse Licht käme also nicht nur von oben, sondern von allen Seiten. Im Augenblick ist das einzige Licht, das unsere Ente von der Seite kriegt das, was vom blauen Fond reflektiert wird. Wir haben also nicht nur eine zu dunkle Ente, sondern auch noch blau reflektiertes Licht, das uns das schöne Gelb der Ente vergraut. Was also tun? Doch einen größeren Wolkenhimmel darüberspannen?
Noch mehr diffuses Licht täte unserer Ente sicher nicht gut. Je größer die Lampe, um so mehr vagabundierendes Licht, dass die ganze Sache „aufmatscht. Außerdem haben wir doch eigentlich genug Licht. Es kommt nur nicht immer dort hin, wo wir es brauchen.
Spieglein, Spieglein...
Nein, wir kommen noch nicht zur Märchenstunde. Vielmehr spielen wir jetzt ein bisschen Licht-Billard. Und womit kann man Licht an besten lenken? Genau, Spiegel in allen Formen und Größen, matt oder glänzend, konvex, konkav, als Folie auf Pappe kaschiert zum Zurechtschneiden sind elementare Ausrüstung in jedem Studio und ersetzen die ein oder andere Lampe.
So, nun schauen wir uns mal an, was wir geschafft haben. Den Vergleich zu der ersten Blitzlichtaufnahme brauchen wir gar nicht zu ziehen. Schauen wir lieber nochmal auf den ersten Versuch mit der Schreibtischlampe und freuen uns, was wir mit dem Licht von nur einer Lampe für unser Entchen tun konnten.