Die Blende
Kleines Zahlenrätsel gefälligst?
1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 – …, so kennen wir es von unseren Objektiven. Was hat es mit dieser Reihe auf sich, wie lässt sie sich fortsetzen? Die Mathematiker unter uns erkennen sofort: Beginnend bei 1 erhöht sich der nächste Wert um das Wurzel 2-fache. Der Profi weiß aus Erfahrung, wie es weitergeht, denn auf seinen Fachobjektiven ist dann noch …45 – 64 – 90 – 128… eingraviert.
Es handelt sich dabei um die allgemeingültig genormte Blendenreihe. Der Faktor √2 wird später wichtig, wenn es um den Zusammenhang zwischen Zeit und Blende geht. Hier schauen wir erst, was eine Blende überhaupt ist.
Aus dem Alltag kennen wir z.B. die Sonnenblende im Auto, als Fotografen die Gegenlichtblende (liebevoll auch GeLi genannt), was schon zeigt, dass Blende etwas mit Licht, bzw. dem Abhalten von Licht zu tun hat. Aber warum sollten wir als Fotografen bemüht sein, das Licht aus der Kamera abzuhalten, wo wir doch genau dieses Licht brauchen, um unser Foto zu grafieren?
Also wird die fotografische Blende wohl eine andere Funktion haben. Ähnlich wie das Auge mit der Iris(blende), mit der das Sehen an die gerade herrschen Lichtverhältnisse angepasst wird, verfügen auch unsere Objektive über so eine mechanische Blende. Dazu werden Lamellen so angeordnet, dass sich eine kreisrunde Öffnung im Strahlengang unserer Objektive bildet, die sich durch Drehen des Blendeneinstellrings vergrößert oder verkleinert.
Etwas kurios wird es nun, diese beiden Beispiele zu benennen. Wir sehen eine große und eine kleinere Blendenöffnung. Nun wäre es naheliegend, die große Blendenöffnung mit einem großen Wert zu benennen. Genau das Gegenteil ist der Fall und wir merken: Große Blendenöffnung = kleiner Blendenwert (links ca. f2.8). Kleine Blendenöffnung = großer Blendenwert (rechts ca. f11)
Es geht um Tiefenschärfe oder Schärfentiefe (da streiten sich die Gelehrten). Neben der richtigen Belichtung gehört eben die Schärfe zu den höchsten Gütern eines Fotografen. Was genau in unserem Motiv scharf abgebildet wird, bestimmt der Fotograf, in dem er scharf stellt oder es dem Autofocus überlässt. Wie weit sich nun aber der scharf abgebildete Bereich vor und hinter der scharfgestellten Ebene ausdehnt, beeinflusst die Blende. Um nicht zu tief in die optische Physik einzutauchen merken wir einfach nur:
– Kleiner Blendenwert (große Blendenöffnung) = geringe Tiefenschärfe
– Großer Blendenwert (kleine Blendenöffnung) = große Tiefenschärfe
Nun ist es gerade in der Produktfotografie wichtig, einen möglichst großen Bereich in unserem Set scharf darzustellen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Blende möglichst weit geschlossen werden muss.
Nun höre ich aber wieder die „Technikfreaks“, (die es sich dann doch nicht haben nehmen lassen, bis hierher mitzulesen) schreien: Neeeeiiiin, dadurch gibt es dann doch Beugungsunschärfen!!! Wir „Unbedarften“ lassen uns davon aber erst einmal nicht irritieren. Denn lieber ein durch Beugungsunschärfe insgesamt leicht unscharfes Bild als eine Produktaufnahme, bei der mir durch zu geringe Tiefenschärfe Details verloren gehen. Nicht umsonst haben Fachkameras nicht selten Objektive, die sich bis f90 und weiter schließen lassen.
Das Problem, vor dem wir nun also stehen, wenn wir unsere Blende soweit schließen ist das wenige Licht, was da nur noch durchkommt. Was machen wir also nun, um dennoch richtig belichtete Aufnahmen hinzubekommen?
Abwarten, das ist alles nur eine Frage der Zeit…