Das Lichtzelt
Das Hazylight oder auch Lichtwanne ist quasi das Allheilmittel des Studiofotografen. Als größte Lampe im Studio simuliert es einen gleichmäßig bedeckten Himmel. Technisch gesehen ist es einen große Kiste, mir opaker Plexischeibe, Tuch oder Diffusionsfolie bespannt, hinter der sich ein oder mehrere Blitzköpfe oder -röhren befinden.
Aufgehängt an einem Galgen oder Deckenschienensystem lässt es sich punktgenau über den Aufbau fahren. So einfach das Leuchten mit einem Hazy auch ist, hat es doch auch Nachteile, so „verseucht“ die Lampe, das ganze Set oder auch Studio mit Streulicht. Und was der Fotograf gar nicht mag sind vagabundierende Lichtstrahlen.
Oft empfiehlt es sich daher, die Leuchtfläche auf den Bereich abzukleben, den man braucht, die Lampe mit Klappen, Pappen oder Tüchern abzuschirmen. Oder gleich ne kleinere Lampe zu nehmen.
Im Lichtzelt bleiben von den vielen Lichtattributen maximal drei übrig: Weich, diffus und flach. Was nichts anderes heißt, als dass der Fotograf, also der, der mit Licht zeichnet, seine ganzen feinen Pinsel aus der Hand legt und nur noch mit dem großen Quast arbeitet. Dieses großflächige und grobe arbeiten geht natürlich auch schneller, als Details mit kleinen Pinseln raus zu kitzeln.
Nehmen wir mal ein profanes Beispiel, ein Stück Seife. Spätestens wenn es gilt mehr als eines davon fotografieren zu wollen, wird überlegt, wie man sich die Arbeit in der Serie vereinfachen kann. Oftmals ertönt spätestens jetzt der Ruf nach dem Lichtzelt.
Hält man die Seife in der Hand und dreht es ein wenig im Licht, so fällt einem sicher folgendes auf: Sie hat eine etwas ölig glänzende Oberfläche, sie ist in Teilen transparent, die Oberfläche ist strukturiert und mit einer Prägung versehen.
Es wissen zumindest die, die bereits den Workshop-Licht gelesen haben, dass dieser Fotograf hier gern mit Hauptlicht, Aufhelllicht und Effektlicht arbeitet. So auch in diesem Fall. Als Hauptlicht dient ein Blitzkopf mit einem so genannten Parabolreflektor. Also hartes gerichtetes Licht, das relativ streifig von rechts oben das Objekt beleuchtet. Dadurch bilden sich ein paar Spitzlichter, die vermitteln, dass diese Seife glänzt ohne sie zu „verspiegeln“. Struktur und Prägung treten deutlich hervor. Um die „Tiefe“ von Struktur und Prägung steuern zu können, hell von links eine Softbox auf.
Das ganze steht, wie auch schon im Lichtzelt, auf einer Glasplatte. In diesem Fall wird sie von hinten mit einer Flächenlampe durchleuchtet. Als Effektlicht kommt auch hier wieder der Stufenlinser von hinten und bringt das „Glühen“ in die Seife.
Sowohl am Lichtzelt als auch im klassischen Aufbau kamen die gleichen Lampen zum Einsatz. Parabollampe, Softbox und Leuchttisch bilden dabei das Grundlicht. In Nuancen variiert und durch gezieltes hoch- und runter regeln des Effektlichts war es nur im klassischen Aufbau möglich, eine große Serie transparenter, teiltransparenter und nichttransparenter Seifen zügig und dennoch individuell durchzuschießen.
Ein weiterer Grund zum Lichtzelt zu greifen, sind eben die sich automatisch ergebenden Einspiegelungen. In z.B. metallische Flächen, hochglanz lackierte Produkte oder Produktteile. Aber auch hier, je nach Form des spiegelnden Objektes ist es oft besser, gezielt einzuspiegeln bzw. Einspiegelungen auch mal abreißen zu lassen, um so zu zeigen, dass die Dinge nicht einfach nur weiß sind. Ein Abriss in einer solchen Spiegelung zeigt z.B. auch ob es sich um ein mattglänzendes oder hochglänzendes Material handelt.
Okay, solche Abrisse lassen sich auch erzeugen, indem man innerhalb des Lichtzelts gezielt „Neger“ aufstellt. Wer aber anfängt, mit solchen Tricks Feinheiten arbeiten zu arbeiten, der wird sein Hellzelt dann auch bald ausrangieren und es frühesten dann wieder hervorholen, wenn es auf Weihnachten zugeht und wieder mal Christbaumkugeln fotografiert werden müssen.