Das können wir doch sicher auch...
…eben nicht. Das wirklich großartige an dieser Kampagne ist das Konzept, die einfache Bildsprache, der kurze aber prägnante Text, die Wiedererkennung. Wenn man die gesamte Kampagne dann sieht, liegt der Gedanke nahe, dass man auf dieses simple Konzept auch selbst hätte kommen können.
Weit gefehlt, denn diese Kampagne ist sicher nicht das Ergebnis eines Einzelnen. Hier hat ein Team von Creative-Director, Art-Directors, Kontakter, Texter, Typografen und letztendlich auch Fotografen ein Kreativ-Paket geschnürt. Da wir also selbst und allein kein solches oder ähnliches Konzept aus dem Boden gestampft bekommen werden, setzen wir uns zu Übungszwecken einfach mal auf dieses drauf und untersuchen die Arbeit unserer Kollegen, der Fotografen.
Auch hier ist das Konzept so simpel wie genial. Ein sich immer wiederholendes Set mit einer standardisieren Beleuchtungssituation. Ein Packshot, der zusammen mit Headline und Slogan eine witzige Geschichte rund um das Produkt erzählt. Im Grunde nichts anderes als ein Bühnenlicht, bei dem der Hauptdarsteller vorn im Rampenlicht steht und das Bühnenbild immer den gleichen Lichtverlauf hat. Zumindest daran könnten wir uns als Produktfotografen mal versuchen.
Natürlich ist es grenzwertig, auf so ein Konzept auszusatteln. Hier spielen Markenrechte und Copyright eine Rolle. Daher würde ich beim Nachmachen darauf verzichten, das Originalprodukt oder eine andere Zigarettensorte zu nehmen. Das verblüffende an diesem Konzept ist im Übrigen auch, dass es mit nahezu allen anderen Produkten auch funktioniert.
Aber bevor wir und nun wieder mit Schreibtischlampe, Klemmspot und Aufhellern (denn mehr braucht es auch hierzu nicht) über das von uns gewählte Produkt her machen, müssen wir uns erstmal als Bühnenbauer und Kulissenschieber betätigen.
Das Gute für uns als Fotografen ist, dass man die Bühne als solche ja gar nicht sieht, sondern das Produkt, quasi wie beim Kasperletheater, nur über die Bühnenkante zu sehen ist. So was ist mit einem einfachen schwarzen Fotokarton und einem scharfen Knick schnell gebaut.
Was nun noch fehlt ist die Kulisse. Für uns reicht hier wiederum auch ein einfacher weißer Fotokarton, den wir tunlichst weit hinter der Bühne positionieren.
Okay, das Theater ist fertig, nun kann das Stück beginnen. Bevor der Hauptdarsteller auftritt, sollen wir aber unser Bühnenlicht eingerichtet haben. Fangen wir mit dem Hauptlicht (Rampenlicht) an. Hierzu positionieren wir unsere Schreibtischlampe so. dass sie von oben und leicht von vorn auf die Bühne leuchtet. Der Abstand von Lampe zu Bühnenboden sollte ungefähr das dreifache der Objektgröße betragen, um einen zu starken Lichtabfall zu vermeiden. Wer es ganz genau nimmt, der schirmt diese Licht noch vorn zur Bühnenkante hin ab, damit diese später auch wirklich pechschwarz ist. Weniger filigran arbeitende Zeitgenossen können hier später aber auch per Bildbearbeitung nachbessern.
Unsere Kamera stellen wir im Orchestergraben auf, also so, dass wir gerade über die Bühnekante peilen. Also weder eine Aufsicht auf die Bühne haben, noch das unser Objekt unten bereits abgedeckt wird. Bei mir kam dazu wieder das 80mm zum Einsatz.
Beim Entenworkshop haben wir das Hauptlicht teilweise noch mit Diffusionsfolie weicher gemacht. Insbesondere um den Standschatten weicher zu bekommen. Das Schattenproblem ergibt sich in diesem Set zum Glück nicht, da wir keine Aufsicht auf die Bühnebretter haben. Außerdem kommt (je nach gewählten Objekt) dieser harte Bühnenlicht-Karakter dem ganzen Set zugute.
Wir lassen spätestens jetzt schon mal unseren Hauptdarsteller für eine kleine Stellprobe auftreten und fummeln uns irgendwie, natürlich im M-Modus und bei ausgeschaltetem Autofocus eine korrekte Belichtung hin. Bei mir waren es bei einer 60 Watt-Birne f11 bei 1s Verschusszeit. Bei dieser Stellprobe geht es weniger darum herauszufinden, ob unser Hauptlicht schon in allen Feinheiten stimmt, sondern darum festzustellen, wieviel von unserem Hauptlicht noch auf der weißen Kulisse ankommt. Sollte diese nicht mindestens dunkelgrau bleiben dann muss entweder die Kulisse einen größeren Abstand bekommen oder das Hauptlicht muss nach hinten abgeschirmt werden. Bei mir sah das in etwas so aus, eine gute Grundlage um darauf jetzt das Kulissenlicht zu setzen.
Auch hier kommt wieder der Klemmspot vom Enten-Workshop zum Einsatz. Und auch dieser ist in meinem Fall mit einer 60 Watt-Birne bestückt. Je nach Abstrahlwinkel müssen wir den nun von rechts kommend in eine Position bringen, dass er uns den Verlauf so leuchtet, dass es unseren Vorbildern möglichst nahe kommt, indem wir ein wenig mit dem Abstand und dem Einfallswinkel spielen. Zum Glück nehmen es hier unsere großen Vorbilder auch nicht so genau, denn auch in deren Kampagne sind die Verläufe zwar ähnlich, aber nicht gleich.
Im Grunde wären wir jetzt schon fertig, wenn sich nicht der eitle Fatzke von Hauptdarsteller nicht darüber beschweren würde, dass seine rechte Seite noch im Dunkel liegt. Bei meiner Rampensau kommt noch erschwerend dazu, dass er ne dicke Wampe hat, die natürlich nach unten zu dunkel wird. Aber eben so, wie bei unserer Ente, können wir auch hier mit ein paar Aufhellern und Spiegeln Abhilfe schaffen.
Zu allem Überfluss ist der Kerl nicht mehr der Jüngste. Tiefe Falten graben sich in seine Haut, die durch das harte Licht noch deutlicher zutage treten. Also erst nach mal ab in die Maske, abpudern, auffrischen.