Der herbstliche Ententeich

Nachdem Quietschi nun so lange still gehalten hat und die ganzen Experimente klaglos über sich ergehen ließ, wird es nun Zeit, sie wieder in ihren natürlichen Lebensraum zu entlassen.

Gummiente auf Wellglas im Gegenlicht

Okay, es ist vielleicht nicht ganz artgerecht, dies ausgerechnet im kühlen Herbst zu tun, aber immerhin haben wir und dafür einen schön sonnigen Tag ausgesucht.

Das Gegenlicht

nachdem jetzt schon oft von der Sonne im Studio die Rede war, haben wir es hier mit einem Licht zu tun, dass vom Fotografen eher gefürchtet ist, dem Gegenlicht.

Warum aber eigentlich?

Gerade im Herbst können wir beobachten, wie stimmungsvoll die tief stehende Sonne, die Dinge beleuchtet. Satte Farben, hohe Kontraste.

Was dem Auge so gut gefällt, ist der Kamera ein Ärgernis. Schauen wir uns im Herbstlicht um, dann kann das Auge mit Hilfe der Iris schnell zwischen Licht und Schatten anpassen. Und zwar für jeden Bereich unseres Blickfelds, dem unsere Aufmerksamkeit gilt. Also ein Zusammenspiel zwischen Sehorgan und Gehirn.

Unsere Kamera hat zwar auch eine Iris, im Folgenden korrekterweise Blende genannt, ganz so flexibel wie unser Auge zusammen mit dem Gehirn ist sie jedoch nicht. Daher hat er gerade bei extremen Lichtverhältnissen die Qual der Wahl. Belichtet er auf die Schatten und nimmt in Kauf das die Lichter „ausfressen“ oder will er in den Lichtern, also hellen Bereichen des Motivs noch Zeichnung, nimmt dafür aber in Kauf, dass die Details in den Schatten „absaufen“

Wer noch auf Diafilm arbeitet, der hat das Glück, dass er mit einem Kontrastumfang von knapp 8 Blenden eine große Spanne zwischen hell und dunkel abdecken kann. Noch kontrastreicher ist das S/W-Negativ. Nicht umsonst gelten gut ausgearbeitet S/W-Aufnahmen von gut entwickelten Negativen noch als Augenschmaus.

Keine Ahnung, bei welchem Kontrastumfang die heutigen CCDs in unseren Digitalkameras sind. An ein Dia reicht es aber noch lang nicht ran.

Aber zurück zum Küken

Wenn wir im Studio solche extreme Lichtstimmungen einsetzen, dann braucht uns der Kontrastumfang unserer Kamera nicht zu stören. Schließlich sind wir dort die Herren des Lichts und können die Kontraste steuern.

Trotzdem gilt auch hier, dass es nur ein Hauptlicht gibt. In dem Fall ein Spot, der die tief stehende Sonne simuliert. Damit es auch wirklich sonnig wirkt, färben wir es mit einer Filterfolie etwas orange ein. Warmes Licht eben, wie wir es von einer Abendsonne kennen.

Ach so, als Untergrund dient eine Wellglasscheibe, die bei mir gerade noch so rum stand. Gib´s beim Glaser im Abfall. Besser aber, man läßt die Kanten säubern und zahlt ein paar Euro.

Kümmern wir uns wieder um die Ente. Bisher hat sie nur einen Gegenlichtsaum auf Bürzel, Rücken und Kopf. Vorn ist sie schwarz wie die Nacht. Wenn wir aber jetzt mit einem Licht von vorn kämen, wäre die Stimmung zum Teufel. Ich hab also wieder zu der Schreibtischlampe gegriffen und sie rechts hinter die Ente gestellt. Nun haben wir also neben dem Sonnenlicht noch eine zweite, neutrale Lichtquelle. Da dieses Licht aber aus der gleichen Richtung kommt, wie das Hauptlicht, merkt keiner den Schwindel und wir haben zumindest auf der linken Seite ein wenig Auflicht. Wem die Ente jetzt noch zu dunkel ist, der kann links vorn noch eine Aufhellpappe aufstellen.

Was die Aufnahme dann aber schließlich lebendig macht, ist ein Spiegel, der vorn unter der Wellglasscheibe das Sonnenlicht durch die Scheibe auf die Entenbrust lenkt. Ein Effekt, den jeder von uns kennt, wenn gleißendes Sonnenlicht von einer bewegten Wasserfläche reflektiert wird. Zwar gleißt vor der Ente eigentlich nichts mehr, da das Licht dort abgeschattet ist, aber wer das merkt ist kleinlich. In solchen Fällen können wir Fotografen dann auf die künstlerische Freiheit plädieren.

Ganz wichtig bei Gegenlichtaufnahmen: Jede Lichtquelle, die in Richtung Kamera leuchtet, muss so abgeschirmt werden, dass kein direktes Licht ins Objektiv fällt.